Trauma-Trigger – Definition & Beispiele
Trauma-Trigger sind Stimuli/Reize, die einen (bewusst oder unterbewusst) an irgendeinen Aspekt des ursprünglichen traumatischen Ereignisses erinnern und traumatische Erinnerungen hervorrufen.
Betroffene von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) oder komplexer PTBS leiden häufig darunter, dass sie traumatische Erinnerungen immer wieder durchleben müssen. Dieses wiederholte Durchleben wird oftmals durch Trigger ausgelöst, die in irgendeiner Weise an das ursprüngliche Trauma erinnern.
Ein Zusammenhang zwischen dem Trigger und dem Trauma muss einem dabei nicht zwangsläufig bewusst sein. Dieser Vorgang kann sich ausschließlich im Unterbewusstsein abspielen.
Warum es zum wiederholten Durchleben traumatischer Erinnerungen kommt
Menschen können sich an gewöhnliche Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern. Sie wissen, was sie erlebt haben und können dieses der Vergangenheit zuordnen. Diese Erinnerungen sind demnach Teil ihrer Biographie.
Bei traumatischen Erinnerungen ist dies anders. Während des traumatischen Ereignisses ist das Gehirn überfordert und die Eindrücke können nicht in geordneter Weise verarbeitet werden (siehe auch Trauma – Was im Gehirn dabei passiert). Die unterschiedlichen Eindrücke werden in einzelnen Fragmenten und nicht als zusammengehöriges Ereignis abgespeichert. Die Erinnerung kann somit nicht „normaler“ Bestandteil der Biographie werden.
Werden zu einem späteren Zeitpunkt traumatische Erinnerungen getriggert, haben Betroffene das Gefühl, als würde das traumatische Ereignis (oder zumindest ein bestimmter Aspekt davon) in der Gegenwart wieder passieren. Sie werden überflutet mit überwältigenden Gefühlen, Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Körperempfindungen oder schalten innerlich ab/dissoziieren.
Trigger-Beispiele
Trigger können sehr unterschiedlicher Natur sein. Alles, was einen an irgendeinen Aspekt des Traumas (bewusst oder unbewusst) erinnert, kann als Trigger fungieren. Hierzu gehören zum Beispiel Orte, Gefühle, Gerüche, Personen, ja sogar Jahres- und Tageszeiten. Im Folgenden sind einige häufig vorkommende Trigger-Arten genannt.
Orte
Orte können als Trigger fungieren wenn sie von uns in Verbindung gebracht werden mit einem traumatischen Erlebnis. So kann man zum Beispiel beim Betreten des Ortes getriggert werden, an dem man als Kind Missbrauchserfahrungen erleben musste.
Es muss sich nicht zwingend um den konkreten Ort handeln, an dem das traumatische Ereignis stattgefunden hat. Auch andere Orte, die wir damit in irgendeiner Weise in Verbindung bringen, können triggern. Wenn zum Beispiel jemand in einem Bus überfallen wurde, können auch andere öffentliche Verkehrsmittel traumatische Erinnerungen in einem hervorrufen.
Gefühle
Traumatisierte haben oft gelernt, ihr inneres Erleben zu meiden, um sich nicht mit traumatischen Empfindungen konfrontieren zu müssen. Jede innere Erfahrung kann dann zum Trigger werden, beispielsweise Gefühle wie Angst, Wut, Trauer, Ohnmacht oder Verzweiflung.
Gerüche
Gerüche sind besonders starke Trigger. Jeder Nicht-Traumatisierte hat schon mal erlebt, dass ein bekannter Geruch in einem schlagartig eine Erinnerung hervorruft, die man mit diesem Geruch in Verbindung bringt. Oft fühlt es sich für einen kurzen Moment dabei vielleicht sogar so an, als sei man wieder in der Vergangenheit.
Diesen Effekt haben Gerüche auch bei Traumatisierten. Ein Mensch, der während seiner Kindheit oft von einem alkoholisierten Elternteil geschlagen wurde, kann zum Beispiel später durch den Geruch von Alkohol getriggert werden. Auch andere Gerüche, wie zum Beispiel der Geruch von Schweiß, Urin oder Parfüms können als Trigger dienen.
Geräusche
Traumatische Erinnerungen können auch durch Geräusche getriggert werden, zum Beispiel durch eine Stimme, die ähnlich klingt wie die einer Person, durch die man traumatisiert wurde.
Kriegsveteranen werden häufig durch Sylvester-Raketen und -Böller getriggert. Die Knall-Geräusche erinnern sie an die Schüsse und Explosionen während des Krieges.
Personen
Erinnern uns Menschen in unserer Umgebung an Personen, mit denen wir das traumatische Ereignis in Verbindung bringen, kann dies traumatische Erinnerungen in uns hervorrufen. Es ist dabei ausreichend, wenn nur eine symbolische Ähnlichkeit der Personen besteht, bspw. wenn die Person in unserer Umgebung einen Vollbart trägt und die Person, die für das traumatische Geschehen verantwortlich war, auch einen Bart hatte.
Körperempfindungen
Körperempfindungen können eine Ähnlichkeit mit Empfindungen aus traumatischen Ereignissen aufweisen. So ist es zum Beispiel möglich, dass einen Schmerzen, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Hitze-/Kältegefühle, Übelkeit, Durst, Hunger oder sogar bestimmte Körperhaltungen triggern.
Zeiten
Jahres- und Tageszeiten können traumatische Erinnerungen auslösen. Bei Menschen, die eine ihnen nahestehende Person verloren haben, lösen die alljährlichen Todestage zum Beispiel nicht selten traumatische Erinnerungen aus.
Trigger können auch abhängig sein von der Tageszeit. Manche Menschen werden zum Beispiel beim Einbruch der Dunkelheit ängstlich, weil das Ereignis, durch das sie traumatisiert wurden, in der Dunkelheit stattfand.
Durch Trigger ausgelöste Reaktionen
Werden traumatische Erinnerungen durch einen Trigger hervorgerufen, haben Betroffene das Gefühl, als müssten sie das Trauma nochmals durchleben. Sie reagieren – vollständig oder zumindest teilweise – wie sie während des traumatischen Geschehens reagiert haben. Die Reaktionen sind dabei in der Regel wesentlich intensiver, als es für die gegenwärtigen Umstände angemessen wäre.
Häufige durch Trigger ausgelöste Reaktionen sind:
- Gefühle von Panik, Angst, Wut, Ohnmacht
- Erhöhter Puls/Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Übelkeit/Brechreiz
- Kurzatmigkeit/Atembeschwerden
- Schwächeanfälle
- Schwindel
- Schmerzen
- Dissoziative Zustände (z.B. Depersonalisation, Derealisation, Bewegungsstörungen, Stupor/Starre)
- Switchen in einen anderen Persönlichkeitsanteil, vor allem bei der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS)
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